Isolationismus und Internationalismus Trump – Biden

„Isolationismus“ und „Internationalismus“ –
Ausrichtungen in der amerikanischen Politik: Eine Analyse anhand der Konfrontation zwischen Trump und Biden

Wir müssen die Geschichte kennen, um die Gegenwart zu verstehen,
um es in der Zukunft besser zu machen.

– Diese Seite ist in Bearbeitung.

Ohne auf die persönlichen Qualifikationen oder Mängel von Donald Trump und Joe Biden einzugehen, soll eine Beurteilungs- und Einordnungsmöglichkeit geschaffen werden, die der Orientierung dienen soll. Details, Interpretationen und Auslegungen können in Diskussionsgruppen oder Arbeitskreisen vertieft werden.
Die Konfrontation zwischen Joe Biden und Donald Trump ist Ausdruck tiefer politischer, institutioneller und gesellschaftlicher Verwerfungen in den USA, die es in dieser Form in der Geschichte der Vereinigten Staaten noch nicht gegeben hat. Diese Dynamiken umfassen die institutionellen Checks and Balances, parteipolitische Strategien, die Rolle der Medien und die tiefen gesellschaftlichen Spaltungen. Beide Lager nutzen Skandale und Anschuldigungen, um ihre politische Macht zu sichern und den Gegner zu schwächen, während sie ihre jeweilige Wählerbasis mobilisieren und die öffentliche Meinung beeinflussen.

Im folgenden wird als erstes eine

  1. Historische Begriffsdefinition der „Isolationistischen“ und „Internationalistischen“ Politik Amerikas gegeben, dann werden einige
  2. aktuelle Erscheinungsformen dieser unterschiedlichen Ansätze dargestellt, um dann eine
  3. Zusammenstellung der Politik von Donald Trump und Joe Biden zu erstellen, beruhend darauf, dass ökonomische Interessen und die Macht der Kapitals die Haupttriebkräfte hinter politischen Entscheidungen sind.

1. Historische Begriffsdefinition der „Isolationistischen“ und „Internationalistischen“ Ausrichtungen

Die amerikanische Politik ist geprägt von einem spannungsgeladenen Wechselspiel zwischen Isolationismus und Internationalismus. Diese beiden Ausrichtungen haben tief verwurzelte historische Traditionen, die sich durch die gesamte Geschichte der USA ziehen und immer wieder die politische Ausrichtung des Landes beeinflusst haben.

Isolationismus: Die Wurzeln des „America First“

Isolationismus als politische Doktrin hat eine lange Tradition in der amerikanischen Geschichte und findet seine Ursprünge in der frühen Republik. Die Idee, sich von den politischen und militärischen Angelegenheiten anderer Nationen fernzuhalten, wurde bereits in George Washingtons Abschiedsrede von 1796 betont. Washington warnte vor „verwickelten Allianzen“ und plädierte dafür, dass Amerika unabhängig und frei von ausländischen Konflikten bleiben sollte. Diese Haltung wurde im 19. Jahrhundert weiter gefestigt, als sich die USA auf die Expansion nach Westen konzentrierten und weitgehend von den europäischen Machtkämpfen fernhielten.

Der Isolationismus gewann nach dem Ersten Weltkrieg erneut an Bedeutung. Trotz der amerikanischen Beteiligung am Krieg und der Rolle von Präsident Woodrow Wilson bei der Gründung des Völkerbundes, entschieden sich die USA nach dem Krieg dafür, sich aus europäischen Angelegenheiten zurückzuziehen. Der Kongress lehnte den Beitritt zum Völkerbund ab, und die USA kehrten zu einer Politik der Isolation zurück. Diese Haltung wurde durch den Neutralitätsakt der 1930er Jahre weiter zementiert, der darauf abzielte, die USA aus zukünftigen europäischen Konflikten herauszuhalten.

Die wohl bekannteste Phase des amerikanischen Isolationismus fand in den Jahren zwischen den Weltkriegen statt, als die USA eine Politik des „America First“ verfolgten. Diese Politik zielte darauf ab, die wirtschaftlichen und politischen Interessen der USA durch eine Fokussierung auf innerstaatliche Belange und die Minimierung ausländischer Engagements zu schützen.

Internationalismus: Die Aufstrebende Supermacht

Der internationale Einfluss/Expansion der USA begann sich jedoch im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auszudehnen. Der Spanisch-Amerikanische Krieg von 1898 markierte den Beginn der amerikanischen Expansion über den nordamerikanischen Kontinent hinaus, was zur Kontrolle über Puerto Rico, Guam und die Philippinen führte. Dies war ein deutlicher Schritt weg vom Isolationismus hin zu einer aktiveren Rolle auf der globalen Bühne.

Der Zweite Weltkrieg markierte einen entscheidenden Wendepunkt. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem Eintritt der USA in den Krieg wurde klar, dass die USA eine führende Rolle in der Weltpolitik übernehmen werden. Nach dem Krieg etablierten die USA eine internationale Ordnung durch die Gründung der Vereinten Nationen und den Marshallplan zur Wiederaufbauhilfe für Europa. Die Nachkriegszeit war geprägt von einer Politik des Internationalismus, die sich in der Gründung der NATO, der Unterstützung internationaler Institutionen und der Schaffung von globalen Handelsabkommen manifestierte.

Während des Kalten Krieges verstärkten die USA ihren internationalen Einfluss weiter, um die Ausbreitung des Kommunismus einzudämmen. Diese Politik führte zu zahlreichen internationalen Engagements, einschließlich militärischer Interventionen in Korea und Vietnam sowie umfangreicher wirtschaftlicher und militärischer Hilfe für Verbündete weltweit.

Die Moderne: Ein Kontinuum der Spannung

In den letzten Jahrzehnten haben die USA weiterhin zwischen diesen beiden Traditionen balanciert. Die Nachwirkungen des Vietnamkriegs und die wirtschaftlichen Herausforderungen der 1970er Jahre führten zu einer gewissen Rückkehr isolationistischer Tendenzen. Dennoch blieb das Engagement in internationalen Institutionen und die globale Führungsrolle weitgehend bestehen.

Das Ende des Kalten Krieges und die Ära der Globalisierung führten zu einer Wiederbelebung des Internationalismus, wie er sich in den 1990er Jahren unter Präsident Bill Clinton zeigte. Die USA spielten eine aktive Rolle bei der Erweiterung der NATO, der Förderung von Freihandelsabkommen wie NAFTA und der Beteiligung an sogenannten internationalen Friedensmissionen.

Unter George W. Bush kehrten die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu einer aktiveren und oft unilateraleren Außenpolitik zurück, die durch den Krieg gegen den Terror und die Interventionen in Afghanistan und Irak gekennzeichnet war. Diese Periode markierte eine Mischung aus internationalistischer Militärintervention und einer gewissen Isolationstendenz im Hinblick auf multilaterale Diplomatie.

Trump und Biden: Die Neuauflage des Konflikts

Die jüngsten Präsidentschaften von Donald Trump und Joe Biden verdeutlichen erneut die Spannungen zwischen Isolationismus und Internationalismus in der amerikanischen Politik. Trumps „America First“-Politik stellte eine Rückkehr zu isolationistischen Prinzipien dar. Er zog die USA aus internationalen Abkommen zurück, setzte auf unilaterale Handelsmaßnahmen und betonte die Priorität nationaler Interessen. Trumps Politik zielte darauf ab, die nationale Souveränität zu stärken und die militärischen und finanziellen Verpflichtungen gegenüber internationalen Institutionen zu reduzieren.

Joe Biden hingegen strebt eine Rückkehr zu einer internationalistischen Außenpolitik an. Seine Administration hat Schritte unternommen, um die USA wieder in internationale Abkommen wie das Pariser Klimaschutzabkommen einzuführen, die transatlantischen Allianzen zu stärken und eine multilaterale Zusammenarbeit zu fördern. Bidens Ansatz reflektiert eine Überzeugung, dass die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien und Sicherheitsbedrohungen nur durch internationale Kooperation bewältigt werden können.

Die amerikanische Politik ist seit ihrer Gründung durch ein dynamisches Spannungsverhältnis zwischen Isolationismus und Internationalismus geprägt. Diese beiden Traditionen haben sich immer wieder als Reaktion auf globale Ereignisse, nationale Interessen und ideologische Strömungen in den Vordergrund geschoben. Während Isolationismus die USA in bestimmten historischen Phasen vor ausländischen Konflikten schützte und eine Konzentration auf innere Belange ermöglichte, hat der Internationalismus die Rolle der USA als globale Führungsmacht gestärkt und ihre wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen weltweit gefördert. Die aktuelle politische Landschaft, geprägt durch die konträren Ansätze von Trump und Biden, zeigt, dass dieses Spannungsverhältnis nach wie vor ein prägendes Element der amerikanischen Politik bleibt.

2. Aktuelle Erscheinungsformen dieser Konfrontation

  • Negative Campaigning: Beide Lager nutzen Skandale und Anschuldigungen als Taktik, um den politischen Gegner zu diskreditieren. Dies ist eine häufige Praxis in Wahlkämpfen, bei der versucht wird, das Vertrauen in den politischen Gegner zu untergraben.
  • Mobilisierung der Basis: Skandale wie Russiagate oder Hunter Bidens Laptop werden genutzt, um die jeweilige Wählerbasis zu mobilisieren und zu stärken. Durch die Betonung dieser Themen wird die politische Loyalität der Anhänger gefestigt.
  • Identitätspolitik: Sowohl Trump als auch Biden nutzen Identitätspolitik, um spezifische Wählergruppen anzusprechen. Trump betont Themen wie Einwanderung und nationale Sicherheit, während Biden Themen wie soziale Gerechtigkeit und Klimawandel hervorhebt.
  • Russiagate: Diese Untersuchungen sollten klären, ob es eine Einmischung Russlands in die US-Wahlen und mögliche Absprachen mit dem Trump-Team gab. Die Ergebnisse führten zu mehreren Anklagen, aber keine direkten Beweise.
  • Hunter Bidens Laptop: Dieser Skandal wird von den Republikanern genutzt, um Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden und seine Familie zu erheben.
  • Unterschiedliche Verfolgung: Es gibt den Eindruck, dass Gesetzesverstöße unterschiedlich behandelt werden, was zu Vorwürfen der Parteilichkeit führt. Beispielsweise wurde Trump für seine Rolle bei den Ereignissen um den Sturm auf das Kapitol stark kritisiert, während die Ermittlungen gegen Hunter Biden weniger prominent verfolgt wurden.

3. Zusammenstellung unter dem Gesichtspunkt der Politik Trumps und Bidens

Diese Zusammenstellung der politischen Ansätze von Donald Trump und Joe Biden wird auf den Thesen beruhen, dass ökonomische Interessen und die Macht des Kapitals die Haupttriebkräfte hinter politischen Entscheidungen sind.

Trump und der Isolationismus

Schutz der nationalen Bourgeoisie

  • Handelspolitik: Trumps Einführung von Handelszöllen, insbesondere gegenüber China, ist der Versuch, die nationale Bourgeoisie vor internationaler Konkurrenz zu schützen. Durch Handelsbarrieren werden amerikanische Industrien gestärkt, was die Profite der nationalen Kapitalisten sichert.
  • Steuerreformen: Die Steuerreform von 2017, die Unternehmenssteuern senkte, ist direkte Förderung der Kapitalistenklasse. Diese Reform führte zu enormen Steuervorteilen für Großunternehmen und die wohlhabendsten Amerikaner, was die Konzentration des Kapitals weiter verstärkte.

Arbeitsmarktregulierung

  • Einwanderungspolitik: Trumps restriktive Einwanderungspolitik dient ebenfalls den Interessen des Kapitals, indem sie den Arbeitsmarkt kontrolliert und die Löhne stabil hält. Durch die Begrenzung der Zuwanderung wird der Druck auf die Löhne reduziert, was die Macht der Arbeiterklasse einschränkt und die Profite der Kapitalisten erhöht.

Militärische Zurückhaltung als Kostenreduktion

  • Reduzierung internationaler Verpflichtungen: Trumps Ansatz, die Kosten für die NATO und andere internationale Verpflichtungen zu reduzieren, kann als Versuch gesehen werden, staatliche Ausgaben zu minimieren, die andernfalls durch Steuern auf das Kapital finanziert werden könnten. Dies ermöglicht eine stärkere Fokussierung der Ressourcen auf die heimische Wirtschaft und Infrastruktur, was letztlich dem Kapital zugutekommt.

Verdeckte Interessen und Klassenkampf

  • Nationalismus als Ablenkung: Trumps Betonung nationaler Interessen und sein populistischer Diskurs ist ein Mittel zur Ablenkung der Arbeiterklasse von den eigentlichen wirtschaftlichen Ausbeutungsverhältnissen. Durch die Förderung von Nationalismus wird der Klassenkampf verschleiert und die Arbeiterklasse in einen nationalistischen Diskurs eingebunden, der die Herrschaft des Kapitals sichert.

Biden und der Internationalismus

Globaler Kapitalismus und Freier Handel

  • Multilaterale Zusammenarbeit: Bidens Rückkehr zu internationalen Abkommen und seine Betonung der multilateralen Zusammenarbeit fördern die Interessen der multinationalen Konzerne und der globalen Kapitalistenklasse. Offene Märkte und internationale Arbeitsteilung maximieren die Profite dieser Akteure.
  • Wiedereinstieg in das Pariser Abkommen: Ist der Versuch, die Stabilität und Planbarkeit für internationale Investoren zu erhöhen, indem ein Rahmen für den Klimaschutz geschaffen wird, der langfristige wirtschaftliche Vorteile bringt.

Imperialismus und globale Führungsrolle

  • Stärkung von Allianzen: Bidens Politik der Stärkung von Allianzen, insbesondere mit der NATO und europäischen Partnern, ist der Ausdruck des modernen Imperialismus. Diese Allianzen dienen dazu, die geopolitische und wirtschaftliche Dominanz der USA zu sichern und die Interessen der globalen Kapitalistenklasse zu fördern.
  • Förderung von Demokratie und Menschenrechten: Diese Ziele werden als Instrumente betrachtet, um geopolitische und wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Die Förderung von Demokratie und Menschenrechten wird oft genutzt, um Regimewechsel zu legitimieren und Länder zu destabilisieren, die nicht mit den Interessen der globalen Kapitalistenklasse übereinstimmen.

Ausbeutung und Ungleichheit

  • Internationale Handelsabkommen: Bidens Unterstützung für internationale Handelsabkommen wird als Mittel zur Förderung neoliberaler Agenden interpretiert, die die Ausbeutung der Arbeiterklasse verstärken und die Ungleichheit verschärfen. Diese Abkommen begünstigen häufig die Interessen der multinationalen Konzerne auf Kosten der Arbeiter in beiden beteiligten Ländern.
  • Globale Stabilität und Investitionssicherheit: Bidens Betonung von globaler Stabilität und internationaler Zusammenarbeit schafft ein sicheres Umfeld für Investitionen, was die Profite der globalen Kapitalistenklasse maximiert und die Bedingungen für eine fortgesetzte Ausbeutung der Arbeiterklasse weltweit sicherstellt.

Sowohl Trumps Isolationismus als auch Bidens Internationalismus dienen letztlich den Interessen der Kapitalistenklasse, wenn auch auf unterschiedliche Weise:

  • Trump: Seine Politik zielt darauf ab, die nationale Bourgeoisie vor internationaler Konkurrenz zu schützen, den Arbeitsmarkt zu regulieren und die staatlichen Ausgaben zu reduzieren, die das Kapital belasten könnten. Der Nationalismus wird genutzt, um den Klassenkampf zu verschleiern und die Arbeiterklasse zu spalten.
  • Biden: Seine Politik fördert die Interessen der globalen Kapitalistenklasse durch multilaterale Zusammenarbeit, internationale Handelsabkommen und die Stärkung von Allianzen. Diese Maßnahmen maximieren die Profite multinationaler Konzerne und schaffen ein stabiles Umfeld für internationale Investitionen, was die globale Ausbeutung der Arbeiterklasse verstärkt.

Beide Ansätze sind somit nicht primär von ideologischen Überzeugungen, sondern von den zugrunde liegenden ökonomischen Interessen der herrschenden Klasse getrieben.

 

© 2024 NachDenken in Frankfurt am Main • NachDenkSeiten Gesprächskreis Frankfurt am Main