Russische und amerikanische Doktrin / Standpunkte

Wie Schlafwandler taumelten 1914 die Politiker in die Katastrophe. 108  Jahre später schlafwandeln sie nicht, es ist verheerender:
Heute bereiten sie hellwach die totale Katastrophe vor. Und fühlen sich dabei moralisch jenen unangreifbar überlegen, die zu militärischer Mäßigung mahnen.
Historiker Christopher Clark, 2022

Die russische Militärdoktrin bezüglich des Einsatzes von Atomwaffen

Die Militärdoktrin der Vereinigten Staaten zum Einsatz von Atomwaffen

Wladimir Putin 12 2021: Forderung nach neuer Sicherheitsregelung in Europa

Die Monroe-Doktrin von 1823


Russische und amerikanische Militärdoktrin über Atomwaffen

Die russische Militärdoktrin bezüglich des Einsatzes von Atomwaffen enthält mehrere zentrale Punkte:

  • Verteidigung: Atomwaffen dürfen eingesetzt werden, wenn Russland oder seine Verbündeten mit Atomwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen angegriffen werden.
  • Existenzielle Bedrohung: Der Einsatz von Atomwaffen ist erlaubt, wenn ein konventioneller Angriff die Existenz des russischen Staates bedroht.
  • Abschreckung: Atomwaffen dienen primär der Abschreckung gegen nukleare und nicht-nukleare Aggressionen.
  • Eskalationskontrolle: Der Einsatz von Atomwaffen kann zur Kontrolle und Beendigung eines Konflikts in einer für Russland vorteilhaften Weise erfolgen.

Diese Doktrin betont die defensive Natur und die hohe Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen, wobei der Schutz der nationalen Souveränität und territorialen Integrität im Vordergrund steht.

Vereinigten Staaten haben ebenfalls eine Militärdoktrin zum Einsatz von Atomwaffen, die einige Ähnlichkeiten mit der russischen Doktrin aufweist. Die wichtigsten Punkte der US-Doktrin sind:

  • Abschreckung: Der primäre Zweck der US-Atomwaffen ist die Abschreckung gegen nukleare und nicht-nukleare Angriffe auf die USA, ihre Verbündeten und Partner.
  • Verteidigung: Atomwaffen können als Reaktion auf einen atomaren Angriff gegen die USA oder ihre Verbündeten eingesetzt werden.
  • Existenzielle Bedrohung: Ähnlich wie bei der russischen Doktrin könnten Atomwaffen in Erwägung gezogen werden, wenn ein konventioneller Angriff die Existenz des US-Staates oder seiner Verbündeten bedroht.
  • Flexible Einsatzoptionen: Die US-Doktrin umfasst eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten, um auf verschiedene Arten von Bedrohungen flexibel reagieren zu können.
  • Ersteinsatzoption: Die USA behalten sich das Recht vor, als Erste Atomwaffen einzusetzen, wenn sie dies für notwendig halten, um einen bedeutenden Angriff abzuwehren oder zu verhindern.

Diese Punkte spiegeln die defensive Natur der US-Atomwaffendoktrin wider, betonen jedoch auch die Flexibilität und die Möglichkeit eines Ersteinsatzes, was sich wesentlich von der russischen Doktrin unterscheidet.


Forderung nach neuer Sicherheitsregelung in Europa

Ende 2021 forderte der russische Präsident Wladimir Putin eine neue Sicherheitsregelung in Europa. Diese Forderungen wurden in Form von zwei Entwürfen für Sicherheitsabkommen vorgelegt:

  • einem bilateralen Abkommen zwischen Russland und den USA und
  • einem multilateralen Abkommen zwischen Russland und der NATO.

Die wichtigsten Details dieser Forderungen umfassen:

  • NATO-Erweiterung: Russland fordert, dass die NATO ihre Erweiterung stoppt, insbesondere in Bezug auf Länder wie die Ukraine und Georgien, die an Russland grenzen.
  • Stationierung von Truppen und Waffen: Russland verlangt, dass die NATO keine weiteren Streitkräfte und Waffensysteme in Ländern stationiert, die nach dem Ende des Kalten Krieges der NATO beigetreten sind, insbesondere in Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien.
  • Rückzug von Streitkräften: Russland fordert den Abzug von NATO-Truppen und -Ausrüstung aus Ländern, die nach 1997 der Allianz beigetreten sind, um den Status quo von vor der NATO-Erweiterung wiederherzustellen.
  • Keine militärische Zusammenarbeit: Russland will, dass die NATO-Staaten ihre militärische Zusammenarbeit mit ehemaligen Sowjetrepubliken beenden, die nicht Mitglied der NATO sind, einschließlich der Ukraine und Georgien.
  • Verzicht auf Mittelstreckenraketen: Russland fordert ein Verbot der Stationierung von bodengestützten Mittelstreckenraketen in Europa, um die Bedrohung durch schnelle Nuklearschläge zu verringern.
  • Dialog und Transparenz: Russland fordert einen regelmäßigen Dialog und mehr Transparenz in militärischen Angelegenheiten zwischen Russland und der NATO, um Missverständnisse und Spannungen zu vermeiden.

Die Monroe-Doktrin von 1823

Die Monroe-Doktrin ist eine wichtige außenpolitische Richtlinie der Vereinigten Staaten, die im Jahr 1823 von Präsident James Monroe verkündet wurde. Hier sind die Hauptpunkte der Monroe-Doktrin in Kürze:

  • Nicht-Einmischung: Die Vereinigten Staaten würden sich nicht in die inneren Angelegenheiten oder Kriege europäischer Länder einmischen.
  • Keine Kolonialisierung: Die westliche Hemisphäre, einschließlich Nord- und Südamerika, war für zukünftige Kolonisierungsversuche europäischer Mächte geschlossen.
  • Unabhängigkeit der amerikanischen Staaten: Jede europäische Einmischung in die unabhängigen Staaten auf dem amerikanischen Kontinent würde als feindlicher Akt gegenüber den Vereinigten Staaten betrachtet.
  • Getrennte Sphären: Die politischen Systeme der Amerikas und Europas seien voneinander getrennt und sollten sich nicht in die jeweils andere Hemisphäre ausdehnen.

Diese Doktrin wurde als Reaktion auf die Befürchtungen formuliert, dass europäische Mächte versuchen könnten, ihre koloniale Präsenz in der westlichen Hemisphäre auszubauen oder wiederherzustellen. Sie diente dazu, die Unabhängigkeit der neuen amerikanischen Staaten zu schützen und die politische und wirtschaftliche Einflusssphäre der USA zu sichern. Die Monroe-Doktrin wurde im Laufe der Jahre angepasst und interpretiert, blieb aber ein zentraler Grundsatz der US-amerikanischen Außenpolitik.


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