Es ist ein Kuriosum unserer Zeit:
In der sogenannten linken Bewegung sprießen Ideen wie Frühjahrsblumen –
doch bevor sie erblühen, prüft man erst,
ob der Boden ideologisch korrekt genug ist.
Und wenn dann einer zu gießen wagt, ruft ein anderer:
„Zu nass! Zu eigenmächtig!“
Konstruktive Gedanken versanden im Gerangel um Deutungshoheit.
Einheit wird laut beschworen –
aber wehe, jemand weicht vom Kanon ab.
Und während manche noch darüber streiten,
ob Wasser oder Wein das moralisch reinere Getränk sei,
verdurstet die Bewegung –
alt, erschöpft und selbstzufrieden.
Selbstkritik? Fehlanzeige.
Man erklärt lieber die Welt als sich selbst.
Empörung ersetzt Einsicht,
und der moralische Zeigefinger zeigt stets nach außen.
So drehen sich Linke und Friedensbewegung im Kreis –
zwischen Anspruch und Abwehr,
zwischen moralischer Überlegenheit und
praktischer Wirkungslosigkeit.
Dabei brennt draußen längst die Welt:
Eine militärische Eskalation droht, die alles andere –
Corona, digitales Geld, Klimapolitik –
zu einer Fußnote degradieren könnte.
Wenn dieser Brand nicht gelöscht wird,
bleibt kein Raum mehr für Aufarbeitung, Aufklärung oder Aufbruch.
Doch keine Sorge:
Ich, Thyl Ulenspiegel, bleibe am Ball –
nicht als Moralapostel, sondern als Narr mit Spiegel.
Ich halte ihn dort vor,
wo fragwürdige Prinzipien wichtiger sind als kraftvolle Wirkung,
wo ignorante Empörung den respektvollen Dialog ersetzt und
wo gute Ideen im eigenen Kreis verklingen.
Denn Ironie bleibt manchmal die letzte Zuflucht der Wahrheit.
Und wer sie nicht erträgt, sollte sich fragen,
warum das Spiegelbild so schmerzt.
Mit schelmischen Grüßen,
Euer Thyl Ulenspiegel (getarnt als chronischer Beobachter)


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