„Drecksarbeit“

Eine Veranstaltung mit Michael Lüders in Frankfurt am Main am 16. Oktober 2025

Anlässlich zu seinem neuen Buch „Drecksarbeit“ sprach Michael Lüders zur gegenwärtigen Lage im Nahen Osten, zum Konflikt im Gazastreifen und zur Rolle der westlichen Staaten, insbesondere der Rolle Deutschlands in seiner Unterwerfung unter die von Angela Merkel einst diktierte Staatsraison.

0rganisiert und ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom BSW-Landesverband-Hessen und dem BSW-Kreisverband-Ffm. Sie fand im größten Saal des Saalbaus Frankfurt-Griesheim statt. Beinahe 400 Interessierte füllten den Raum, zum großen Teil aus dem Umland. Sogar Saarlander und Berliner waren dabei.
Der Eintritt war frei, mit einer anschließenden, sehr engagierten und kritischen Publikumsdiskussion.

Wichtig, so Lüders, seien die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Wirklichkeit. Die offizielle Lesart unterscheide sich stark von dem, was weltweit sich an Entsetzen immer mehr breit mache angesichts der Landnahme und des Mordens im Gazastreifen, in Westjordanland, wo israelische Siedler, „teilweise mit Äxten und Messern bewaffnet“ palästinensische Einheimische vertreiben. Eine ganz andere Sicht auf Israel hätten die politischen Entscheider zum Beispiel in Deutschland mit ihrer „Staatsraison“, womit Deutschland sich „ohne Wenn und Aber“, Israel unterwerfe, das Land Israel gedacht als „Happyend des Holocaust“.

Den Jüngeren, erst recht den Menschen mit migrantischen Wurzeln, könne man eine solche Staatsraison, die völlig einseitig den ganzheitlichen Blick verstelle, nicht vermitteln.
Ja, Solidarität mit den Israelis, das Judentum schützen, aber es sei genauso wichtig, die jeweilige Politik in Israel kritisieren zu dürfen. Diese Differenzierung gäbe es in Deutschland bei weitem nicht.
Demonstrationen würden verboten, auch Parolen, wie diejenige „from the river to the sea“ , die insinuiert: kein Existenzrecht für Israel.
Aber andersherum werde diese Parole unwidersprochen von der israelischen Regierung für den Anspruch eines Groß-Israel bemüht.

„Israels Vorgehen im Gazastreifen ist ein Genozid“, von den Vereinten Nationen auch so benannt. Das Narrativ hierzulande: Das sei ausschließlich der Terror der Hamas und die Selbstverteidigung Israels als logische und moralische Folge des Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2O23. Da müsse man Waffen liefern. Von wegen Diplomatie? Von wegen Beleuchtung der Hintergründe, die jeweils zu den Kriegen geführt haben? Nicht beim Ukraine-Krieg, nicht angesichts der Massaker im Nahen Osten! Zudem hat Deutschland Palästina als Staat noch nicht anerkannt, im Unterschied zu Frankreich und Großbritannien.

Michael Lüders fragt weiterhin: War der Angriff der Hamas auf Israel ein singuläres Ereignis, das gleichsam aus dem Nichts heraus, zumindest aus Mordlust und Judenhass, 1200 Israelis getötet und etwa 200 entführt hat, eine Lesart, die im Westen dominiert? Oder eher die Lesart von Antonio Guterres, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, der diesem Angriff eine Vorgeschichte attestiert (den Angriff allerdings verurteilend), nämlich die Vertreibung der Palästinenser seit der Staatsgründung Israels im Jahre 1948?

Und wenn die Palästinenser noch nicht vertrieben oder getötet waren (6000 getötete Palästinenser allein zwischen 2008 und 2023), wurden sie völlig entrechtet. Mehr als 20 Tausend Palästinenser sind in Israel in Haft, aus beiden Regionen, aus dem Westjordanland und aus dem Gazastreifen. Darunter 100 Kinder, 14 Jahre alt oder jünger. Die letzten freien Wahlen waren 2007.

Die PLO und die Hamas wurden von den USA und Israel aufeinandergehetzt im Sinne von: teile und herrsche. Die Hamas obsiegte. Die Folge: Der Gazastreifen ist seit 1997 abgeriegelt, ein Freiluftgefängnis mit zunehmender Reduzierung der Nahrungzufuhr. Die Hamas wehrten sich mit Raketen auf Israel. Dieses antwortete mit Bombardements. Es gab zahlreiche Initiativen der Hamas für Frieden. Folge: Tötung der Friedens-Wortführer durch israelische Drohnen.

Eine Zweistaatenlösung könne es nicht mehr geben. Da müsste man 800 Tausend Siedler gewaltsam vertreiben.

Die Hamas sei im Kern eine Widerstandsbewegung, ebenso die Hisbollah, eine schiitische Miliz, entstanden in Reaktion auf die israelische Besatzung, was in Deutschland so nicht gesehen werde.

Ziel des sogenannten Abwehrkrieges seit dem 7.10.2023 sei die völlige Ausmerzung der Palästinenser, die Vertreibung der noch nicht getöteten ins Ausland, eindeutig ein genozidaler Krieg. Die Vorstellung von Trump und Netanyahu , den Gazastreifen als „Riviera“ aufmöbeln zu wollen, was ein gefundenes Fressen für Investoren wäre, sei noch nicht vom Tisch.

Der jetzige Friedensdeal, so Lüders, sei nur eine Zwischenetappe und werde keinen Bestand haben.

Denn auch 47% der jüdischen Israelis befürworteten den Gaza-Krieg.

Frenetischer Applaus aus dem Publikum nach einer Stunde völlig freier Rede ohne Manuskript inklusive kleinteiliger und präziser Informationen zum Konflikt im Nahen Osten!

Charlotte Ullmann aus Frankfurt am Main
am 20. Oktober 2025



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